Richard Siegmann
Direktor der Rostocker Straßenbahn von 1898 bis 1935.
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Wegbereiter und Pionier des Rostocker Nahverkehrs
Mehr als 140 Jahre sind die Rostockerinnen und Rostocker bereits mit der Straßenbahn in Ihrer Hansestadt unterwegs. Möglich machen das viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Rostocker Nahverkehr aktiv gestalten und weiterentwickeln. In der langen Geschichte der RSAG hat es dabei viele Menschen gegeben, die das Unternehmen, aber auch die Stadt Rostock geprägt haben. Einer von ihnen ist Richard Siegmann.
Von 1898 bis 1935 war Siegmann Direktor der RSAG und gestaltete das wirtschaftliche, politische und kulturelle Leben der Hansestadt mit und war maßgeblich am Aufbau des Rostocker Nahverkehrs beteiligt. Mit der Erweiterung und Elektrifizierung des Streckennetzes legte er den Grundstein für ein zeitgemäßes Verkehrsnetz.
Aber hinter Siegmann steckt auch ein tragisches Schicksal. 1935 wird er aufgrund seiner jüdischen Abstammung als Betriebsdirektor abgesetzt. 1943 werden er, seine Frau Margarethe und seine jüngste Tochter Hedi verhaftet und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Er und seine Gattin verhungern dort im Herbst desselben Jahres, ihre Tochter verstirbt 1944 im KZ Auschwitz. Die beiden älteren Kinder Melanie und Hans konnten nach Amerika fliehen.
Die RSAG möchte, dass sein Engagement und Wirken in der Hansestadt Rostock unvergessen bleibt.
Biografie
17.06.1872 | Richard Siegmann in Berlin geboren |
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1882–1890 | Besuch der Vorbereitungsschule, des Gymnasiums,Militärdienst, Banklehre und Banktätigkeit |
1898 | Stellvertretendes Vorstandsmitglied der Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) |
1898–1935 | Alleinvorstand der Rostocker Straßenbahn AG |
März 1903 | Heirat mit Margarete Salomon (gemeinsame Kinder Melanie, Hans und Hedwig) |
1910 | Gründer des Rostocker Verkehrsvereins; Erwerb des Hauses am Schillerplatz 3 |
1911 | Gründer des Mecklenburgischen Verkehrs-Verbandes |
1913 | Wahl in die Bürgervertretung der Stadt Rostock |
1926–1936 | Vorsitzender der Israelitischen Landesgemeinde Mecklenburg-Schwerin |
1933 | Entzug aller Ehrenämter |
1935 | Entlassung als Straßenbahndirektor, Umzug nach Berlin |
1936–1941 | Wohnung in der Sächsischen Straße in Charlottenburg, später Untermieter in der Bayrischen Straße; Emigration der Kinder Hans und Melanie |
1942–1943 | Deportation der Geschwister Georg, Frieda, Julius und Else nach Theresienstadt, Riga und Auschwitz |
26.02.1943 | Hedwig Siegmann ins Konzentrationslager (KZ) Auschwitz deportiert |
17.03.1943 | Richard und Margarete Siegmann ins KZ Theresienstadt deportiert |
08.10.1943 | Richard Siegmann im KZ Theresienstadt verhungert |
25.11.1943 | Margarete Siegmann im KZ Theresienstadt verhungert |
Richard-Siegmann-Stiftung
Im Sinne von Richard Siegmann unterstützt die Richard-Siegmann-Stiftung seit 2004 Persönlichkeiten, Ideen und Vorhaben, die Rostocks Zukunft voranbringen. Einmal im Jahr verleiht die Richard-Siegmann-Stiftung die mit 3.000 € dotierte Siegmann-Medaille. Sie würdigt damit diejenigen die sich jenseits eingefahrener Gleise um das Gemeinwesen in Rostock verdient machen.
Weitere Informationen: www.siegmann-stiftung.de
Die Festveranstaltung zur Vergabe der Richard-Siegmann-Medaille findet im 5. November 2024 im Zukunftsladen in Toitenwinkel statt.
Richard Siegmann Straßenbahn
Seit Mai 2022 können unsere Fahrgäste aus nächster Nähe die Geschichte von Richard Siegmann erfahren. In der farbenfrohen Klimastraßenbahn lohnt sich ein Blick an die Decke. An Stelle des sonst gewohnten Himmels blicken die Rostockerinnen und Rostocker auf Fotos und Textpassagen aus Siegmanns bewegten Leben.
Alle Fotos, Zahlen und Texte sind in einem Sepia-Look gehalten und wurden als Folie an der 32 Meter langen Decke der Bahn angebracht.
Der Clou: Hier finden Sie auch einen QR-Code, der Sie direkt zu einem Hörspiel bringt. Dieses wurde von den Schülerinnen und Schülern der 8. und 9. Klasse der Evangelischen Schule Dettmannsdorf, mit Unterstützung von Radio Lohro, gestaltet und gibt Einblick in das Leben von Richard Siegmann.
Denkstein
Seit dem 5. Mai 2021 finden Sie vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Siegmann, am Schillerplatz 3, neben den schon vorhandenen Steinen für seine Frau Margarete und die jüngste Tochter Hedwig, einen metallenen Denkstein für Richard Siegmann. Damit möchte die RSAG das Leben und Schaffen des ehemaligen Straßenbahndirektors als bedeutsame Person der Rostocker Stadtgeschichte würdigen.
Mit dem Denkstein-Projekt möchte der Verein der Freunde und Förderer des Max-Samuel-Hauses an das Schicksal Rostocker Bürgerinnen und Bürger erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus als Juden verfolgt wurden und ums Leben kamen. So sind die Steine ein „Erinnerungsmal" in den Bürgersteigen der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Bereits seit 2002 erinnert Am Neuen Markt 1 symbolträchtig vor dem Rathaus ein von der RSAG gestifteter Denkstein an das Leben und Schaffen Richard Siegmanns.