Ausbau des Straßenbahnnetzes vom Zoo nach Reutershagen: Erste Ergebnisse des neuen Gutachtens

Gute Nachrichten für einen weiteren Ausbau des Rostocker Straßenbahnnetzes: Beide Korridore für die geplante Neubaustrecke in Reutershagen wurden als förderfähig eingestuft. Zu diesem Ergebnis kommt das aktualisierte Gutachten, das von der beauftragten VCDB VerkehrsConsult Dresden-Berlin GmbH in den letzten Monaten erstellt wurde. Bei genauer Betrachtung weist der Korridor „West“ allerdings das deutlich bessere Ergebnis auf, was in der bedeutend besseren Gesamtwirkung für das Rostocker Liniennetz begründet ist.  

„Wir haben die Hinweise aus der Bürgerschaft und der Bevölkerung aufgenommen und das Gutachten vertieft. Im Vergleich erreicht der Korridor West mehr Menschen, entlastet stärker den gesamtstädtischen Verkehr, ist wirtschaftlicher und weist eine bessere Klimabilanz auf. Eine Vorzugsvariante für eine umweltfreundliche Mobilität in Rostock, die wir nun auf die Gleise bringen wollen“, betonte Dr. Ute Fischer-Gäde, Senatorin für Infrastruktur, Umwelt und Bau bei der Vorstellung der ersten Ergebnisse des neuen Gutachtens.  

„Noch ist nicht entschieden, welcher konkreter Streckenverlauf wirklich gebaut wird. Gerade das neue Gutachten zeigt uns aber, dass der Korridor West die deutlich besseren Voraussetzungen für eine Straßenbahnneubaustrecke liefert. Mit dieser neuen Strecke können wir 1,9 Millionen Fahrgäste pro Jahr zusätzlich für den ÖPNV gewinnen, dabei die Betriebskosten senken und so den städtischen Haushalt entlasten. Der Lückenschluss im Straßenbahnnetz verbessert nicht nur die ÖPNV-Anbindung von Reutershagen, sondern hat positive Effekte auf die Qualität des Öffentlichen Personennahverkehr für ganz Rostock“, so die RSAG-Vorstände Yvette Hartmann und Jan Bleis.

Das sind die ersten Ergebnisse
Die Variante des Korridors „West“ erreicht einen Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) von 3,88.  Der Korridor „Ost“ landet bei einem Nutzen-Kosten-Indikator von 2,20. Damit sind beide Korridore verkehrlich und volkswirtschaftlich sinnvoll und erfüllen die Voraussetzung für eine Förderung gemäß Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG). Konkret bedeutet das eine mögliche Förderung von 75 bis 90 Prozent der Kosten durch Bund und Land. Als Fördervoraussetzung muss jedoch eine sehr gute Betriebsqualität des ÖPNV erreicht werden. Im Korridor „Ost“ müsste zwingend über die vorhandenen Ampeln eine absolute Bevorrechtigung der Straßenbahn realisiert werden. Denn im Korridor „Ost“ teilen sich Straßenbahn und Auto in weiten Teilen die Verkehrsfläche. Im Korridor „West“ kann die Straßenbahn größtenteils auf separaten Gleisen und damit unabhängig vom Straßenverkehr eingeordnet werden.

Der Korridor „West“ punktet vor allem durch die Anbindung des P+R-Standorts Groß Schwaßer Weg, womit eine deutlich höhere Nachfrage erzielt wird. Neun Busse können insgesamt eingespart werden, drei mehr als beim Korridor „Ost“, und damit auch die entsprechenden Personal-, Energie- und Fahrzeugkosten. Täglich 6.400 zusätzliche Fahrgäste sorgen in der Summe für 1,9 Millionen zusätzliche Fahrgäste pro Jahr. Die Baukosten liegen bei rund 60,7 Millionen Euro, inklusive 30 Prozent Sicherheitsaufschlag für etwaige Kostensteigerungen.

Der Korridor „Ost“ kann mit seiner Streckenführung durch die Ulrich-von-Hutten-Straße, Händelstraße, Tschaikowskistraße und Trotzenburger Weg täglich 3.600 Fahrgäste und damit rund 1,2 Millionen Fahrgäste jährlich dazugewinnen. Als Investitionskosten werden circa 52,3 Millionen Euro veranschlagt, auch hier sind 30 Prozent Sicherheitsaufschlag für etwaige Kostensteigerungen eingerechnet.

Was passiert mit dem Busangebot im Bereich Reutershagen?
Nach dem ersten Gutachten im April 2023 gab es zahlreiche Hinweise zur Busanbindung. Darauf hat die RSAG reagiert. Die Bushaltestellen E.-André-Straße, Bonhoefferstraße und W.-Husemann-Straße in Reutershagen II werden weiterhin bedient. In der Ulrich-von-Hutten-Straße besteht auch zukünftig ein 10-Minuten-Bustakt. Die Angebotsqualität im Bereich Neuer Friedhof wird durch eine zusätzliche Buslinie mit Neuerschließung des Wohngebietes Kiefernweg aufgewertet.

So geht es weiter
Stadtverwaltung und RSAG sehen übereinstimmend große Vorteile für den Korridor „West“. In der Bürgerschaftssitzung am 15. November 2023 soll die Aufnahme der konkreten Vorplanungen für den Bau dieser Straßenbahnstrecke im Korridor „West“ beschlossen werden. Bei einer positiven Entscheidung der Bürgerschaft können  bis 2025 die Vor-, Entwurfs- und Genehmigungsplanungen erstellt werden. Im Rahmen der Vorplanung findet eine erweiterte Bürger*innenbeteiligung statt, um die Anforderungen der Anlieger*innen bestmöglich zu ermitteln und so die vorteilhafteste und verträglichste Variante zu finden. Eine Streckeneröffnung ist unter optimalen Rahmenbedingungen dann bis 2030 möglich.

Hintergrund:
Was ist neu bei diesem Verfahren zur Untersuchung der Wirtschaftlichkeit?

Die Nutzen-Kosten-Untersuchung wurde nach dem neuen, seit Mitte 2022 gültigen Verfahren der „Standardisierten Bewertung 2016+“ durchgeführt. Dieses Verfahren wird deutschlandweit angewendet und bildet die Grundlage für die Bewertung sämtlicher Fördertatbestände des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) des Bundes. Im Fokus standen hier nicht nur das neue Straßenbahnnetz, sondern auch das zukünftige Busangebot. Viele verschiedene Aspekte wurden beleuchtet, wie z.B. die Reisezeitvorteile von Tür zu Tür, die Nachfragewirkungen des P+R,  die CO2-Emissionen, der Flächenverbrauch, die ÖPNV-Betriebskosten und natürlich die Verkehrsnachfrage. Das komplett fertige Gutachten mit allen detaillierten Berechnungen wird voraussichtlich Ende September 2023 vorliegen.

Ausführliche Informationen zum gesamten Projekt sind auf der Webseite der RSAG unter https://www.rsag-online.de/netzausbau zu finden. Zudem ist die RSAG am 17. September 2023 auf dem Klimaaktionstag in der Langen Straße präsent und steht für Rückfragen rund um das Thema Straßenbahnnetzerweiterung zur Verfügung. Bei einem Trassenspaziergang im Korridor „West“ können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Reutershagen auf Erkundungstour vor Ort begeben. Die ersten Termine sind am 18. und 19. September 2023 geplant. Anmeldungen dazu sind über die Webseite der Volkshochschule Rostock möglich.

Kontakt

Pressesprecherin Beate Langner

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